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Sehen, was man sehen will

 

 

Wer hat nicht als Kind Haufenwolken beobachtet, wie sich darin Kreaturen und allerlei Monster bilden, verwandeln, auflösen, vergehen, nur der Einbildungskraft gehorchend. Unser Wahrnehmungsapparat steht offenbar unter dem Zwang, auch anorganischen Strukturen, soweit die Vorlage das erlaubt, eine Deutung zu geben, welche mit unseren Sehgewohnheiten übereinstimmt. Da wir uns vor allem Gesichter merken müssen, werden wir, je länger wir uns mit solchen Bildern konfrontieren, umso mehr Gesichter, Fratzen, Schädel, auch Tierisches in diese hineininterpretieren. Solcher Sinngebungszwang kann allerdings bei verschiedenen Personen wie bei einer Zeugenvernehmung zu unterschiedlichen Wahrnehmungen führen: Jeder sieht das, was er unbewusst sehen möchte. Die Bilderserie will zeigen, wie willkürlich und trügerisch unsere Wahrnehmung ist, wenn wir den Dingen auf den Grund gehen wollen.

Vulkanische Landschaften bieten im Besonderen solche Anregungen. Ich weise zur Einstimmung auf das Thema auf die magmatischen Auswürfe im „Valle dei mostri“ hin, welche unter Texte/Vulcano zu finden sind.

 

 

              Mein Flachdach: Steingesichter

 

   Einzelne Kieselsteine, die ich auf meinem Flachdach fand, unterlegt mit meiner Küchenuhr. Ihnen habe ich auch Titel gegeben.

 

 

       Der Schmock

 

 

 

            Der Pausenclown

 

 

 

       Die Unerbittliche

 

 

 

         Die Unergründliche

 

 

 

          Der Tattergreis

 

 

 

              Der Feinschmecker

 

 

 

 Mein Flachdach: Ein Stein

 

Bislang habe ich nur mittelgroße bis kleinere Objekte gezeigt. Die ganz großen findet man zuhauf in stark verwitterten Gebirgen im Bereich von Schluchten – zum Beispiel im Zagros-Gebirge, oder in vulkanisch geprägten Landschaften, wie im Afar-Dreieck.

 

Auf meinem Flachdach fand ich einst, ohne danach zu suchen, einen Kieselstein von circa fünf Zentimeter Größe mit einer Fülle kleiner und kleinster assoziativer Strukturen, in welche man eine Fülle von organischen und fantastischen Wesen hineininterpretieren kann. Die Abbildung entspricht der originalen Größe. Ich durchforschte die Kieselschüttung nach weiteren Exemplaren dieser Art, fand aber nur noch die obigen „Charaktersteine“, deren winzige Strukturen sich mit meiner fotografischen Ausrüstung wegen zu großer Unebenheit nicht stark vergrößert ins Bild setzen ließen.

Die folgende Fotoserie zeigt Details dieses Steins. Wenngleich ein rundlicher Kiesel, hat er doch eine hinreichend flache Oberfläche, um im Makrobereich akzeptable Resultate zu erzielen. Die Detailschärfe musste ich zu Gunsten der Tiefenschärfe reduzieren. Das sollte aber kein Mangel sein.

Der scharfe Blick will die Wirklichkeit ergründen, und sie möglichst scharf sehen. Der Zugang zu den eigenen Wunschwelten bleibt damit verschlossen.

Erst der träumerisch entspannte unscharfe Blick lässt diese auftauchen. Dieser benötigt vor allem Zeit, welche im stressigen Alltag zur Mangelware wird. Ich empfehle eine meditative Einstellung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jamaika: Rohrzeichnungen von Käfern als Künstler

 

                 Unter den Hüllblättern der Zuckerrohrstängel nisten die Larven von Käfern und fressen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                         Wald: Pilzgesichter durch Maden

 

                      Aus der Unterseite eines Fichtenporlings ist ein Insektenhotel geworden.

 

 

 

 

 


Das Wirbelmonster

 

Die MRT- Aufnahmeserie der Radiologie Mühlacker zeigt die vertikalen Schnittbilder meiner unteren Wirbelsäule bis zu den Muskelsträngen des Rückens durchfahrend. So kommt es zu dem Auftauchen, den Verwandlungen und dem Verschwinden des "Wirbelmonsters". Die Deutung der assoziativen Bilder wird durch die Symmetrie wie bei einem Rohrschachtest begünstigt. Die Aufnahmen habe ich in Helligkeit und Kontrast bearbeitet.

 

 

Die gleiche Bilderserie um 180° gedreht

 

 

Auch die horizonzalen Schnitte der Wirbelsäule offenbaren neue Aspekte des Wirbelmonsters