Die 4 Temperamente oder das Psychokreuz

   Eine Theorie der sexuellen Wechselwirkungen

 

 

 

Die Theorie von den vier Temperamenten, welche seit dem Altertum (Hippokrates ca. 400 v.Chr.) im Bereich der Gelehrsamkeit herumgeistert, ohne dass sie jemals weder wissenschaftlich begründet, noch in Zweifel gezogen werden konnte, ist bis heute eine Vermutung, die aus meiner Sicht dem wissenschaftlichen Instrumentarium seine Grenzen aufzeigt, wenn die Abgründe der menschlichen Psyche Gegenstand der Betrachtung wird. Inquisitorische Fragen schaffen es nicht, den Wall der Tabus zu überwinden, den jede(r) um seine (ihre) sexuellen Geheimnisse errichtet. Dieser Wall wird auch bestehen bleiben, solange es Menschen gibt. Daher konnte es nie gelingen, die Temperamente kategorisch an Begriffen und Verhaltensweisen widerspruchsfrei festzumachen. So geriet dieser esoterische Leckerbissen zu einer verschnarchten Thematik. 

 

Hinweis: Dieses Traktat ist nicht erbaulich und dem geselligen Miteinander (was es nur beschreibt) nicht förderlich. Befreiung von Illusionen ist nur selten gefragt. Wer sich nicht sicher ist, ob er weiterlesen soll, möge zuerst das Nachwort anklicken.

 

Schon die gängigen Bezeichnungen und Beschreibungen der vier Grundcharaktere: Choleriker - Sanguiniker - Melancholiker - Phlegmatiker sind  kaum zutreffend. Diese Verknüpfung charakterlicher Phänomene mit Körpersäften ist rein spekulativ. 

Bildliche Darstellungen, wie man sie im Internet findet, zeigen die 4 T. in Reihe oder als Viererblock. Die gegenseitigen Beziehungen gibt es entweder nicht, oder sie bleiben rätselhaft. Frauen habe ich nicht entdecken können. Sind sie nicht betroffen? Die Zeichnungen exemplarischer Gesichter sind überdeutlich: Sie zeigen extreme Ausprägungen, wie sie sich vermehrt bei Psychiatern einfinden mögen. Im übrigen gibt es jede Menge Geschwalle, welches die mangelnde Stimmigkeit überdecken soll. Sexualität kommt nicht vor.

Die Kategorien bei Sigmund Freud: zwanghaft, schizoid, hysterisch, depressiv, taugen am ehesten zur Charak-terisierung der Extreme, in welchen Bereich auch moderatere Ausprägungen gelegentlich aus gegebenem oder herbeigeführtem Anlass, aber nicht ständig vordringen. Diese Kategorien bezeichnen nach meiner Ansicht jedoch recht stimmig die Borderlinegrenzen der vier Grundcharaktere.

Eine Übersicht esoterischer Deutungen mit begrenzter Aussagekraft zeige ich in der Folge unter Vorstudien eingebettet in meine Theorie, die ich im Folgenden detailliert darstellen werde. Hier gehe ich nicht weiter darauf ein. Da eine genaue Beschreibung der vier Temperamente nie erreicht werden konnte, mit der sich jedermann / –frau zuordnen ließe, wurde die Temperamentenlehre als unwissenschaftlich – da nicht falsifizierbar – aus wissenschaftlicher Sicht wohl zurecht in den Bereich der Esoterik verwiesen. (Ist das nicht generell auch für die Psychologie zutreffend, welche sich aus der Temperamentenlehre entwickelt hat?) Auch der Streit, ob es sich um eine genetische oder sozial erworbene Prägung, oder gar eine Mischung von beiden handele, konnte nie beigelegt werden. Die Postulierung von Mischcharakteren macht solche Theorien vollends unglaubwürdig. Sollten deshalb die Beobach-tungen und Einschätzungen berühmter Gelehrter reif für den wissenschaftlichen Papierkorb sein, oder ist es womöglich so, dass die Werte, Eigenschaften und Verhaltensweisen, mit denen man die 4 Temperamente dingfest machen wollte, sekundär sind? Was mich erstaunte: Es gibt zwar einige annähernd treffliche Beschreibungen der einzelnen Charaktere, aber die nahe liegende Frage nach den genetischen Ursachen - nur die können die Temperamente verlässlich fixieren - vermisse ich. Die Beschrei-bungen muten mich daher als Dame ohne Unterleib an. Sind die wahren Ursachen als unerwünschte Erkenntnis mit unbe-wussten gesellschaftlichen Tabus belegt, die ihre Entdeckung verhinderten, obwohl diese zum Greifen naheliegend sind?

 

Kann es trotz allem einen Denkansatz geben, der eine Wiederauferstehung der Thematik aus dem esoterischen Schutthaufen ermöglicht und zu neuem Leben erweckt?

 

 

Meine Anforderungen an eine stimmige Temperamententheorie

 

  1. Alle Menschen sind einem der 4 Grundcharaktere zugehörig (wurde nie bestritten).
  2. Der prozentuale Anteil der 4 Charaktere an der Gesamtbevölkerung ist langzeitkonstant und unabhängig von
    • Zeitläuften
    • gesellschaftlichen Befindlichkeiten
    • persönlichen Befähigungen, körperlich und geistig
    • den Temperamenten der Eltern
    • sonstigen sexuellen Neigungen
  3. Für die Konsistenz des Systems müssen die 4 T. den ihrem prozentualen Gewicht  entsprechenden Anteil an der Beute haben, und in allen gesellschaftlichen Schichten und Assoziationen vertreten sein, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung.
  4. Sie sollte darlegen, in welcher Beziehung die 4 T. zueinander stehen, ob sich dabei bevorzugte Paarungen ergeben, und in wie weit das Geschlecht dabei eine Rolle spielt.
  5. Sie sollte Aufschluss geben, warum es überhaupt 4 Temperamente gibt (und nicht 3 oder 5) und welchen evolutionären Vorteil diese Vierteilung mit sich bringt, damit sie sich durchsetzen konnte.
  6. Die 4 T. sollten kein Alleinstellungsmerkmal der Menschen sein, sondern sich bei anderen räuberischen Säugetieren wiederfinden, welche kooperativ  Beute machen und/oder sich gegenseitig Schutz gewähren, z.B. Wölfe, Schimpansen, Löwen, Wale.
  7. Sie sollte erkenntnistheoretische Schlussfolgerungen möglich machen und nach sich ziehen.
  8. Sie sollte dem Prinzip der Einfachheit genügen.

 

Excurs :

Beim Schmökern in der Trilogie „Illuminatus“ von R.A.Wilson, einem Großmeister der esoterischen Kolportage, fand  ich  eine Darstellung als zielführend, welche die 4 T. in Kreuzesform darstellt:

 

 

mit den Wunschvorstellungen (wie man es gern hätte, aber wie es nicht ist):

 

freundl. Stärke:          ich bin OK ----------  du bist OK

feindl.   Stärke:          ich bin OK ----------  du bist nicht OK

feindl.   Schwäche:    ich bin nicht OK --   du bist nicht OK

freundl. Schwäche:    ich bin nicht OK --   du bist OK

 

Ursachen und Wechselwirkungen zeigte er aber nicht auf.

 

 

Mein Denkansatz: Der genetische Imperativ

 

Nur eine rein genetische Definition der vier Temperamente kann unabhängig von unterschiedlichen Bedingungen die Konsistenz des Systems wahren. 

Eine naheliegende Lösung: Zwei genetische Schalter (braun und blau) mit den komplementären Einstellungen plus und minus, welche analog dem Magnetismus gleichwertig und gleich stark sind. 

 

 

Die Kombination der 2 X 2 Einstellungen ergibt die 4 Temperamente

 

 

Aus dieser Konzeption ergibt sich zwingend:

 

1) Der prozentuale Anteil der 4 Charaktere an der Gesamtbevölkerung liegt bei 25 %, soweit nicht durch     andere Gene  beeinflusst.

2) Dieser jeweilige Anteil ist langzeitkonstant und unabhängig von allen Existenzbedingungen.

3) Die Forderung c) ist erfüllt.

 

Voraussetzung: Die 4 Grundcharaktere müssen durch starke Kräfte unveränderlich fixiert sein. Das dafür geeignete Mittel kann nur die Sexualität sein. Gesucht sind also 2 X 2  komplementäre Sexualkräfte, und nur 2. Sie sind unschwer zu finden:

 

+ Hasslust (psychischer Sadismus)    -- Verehrungslust (psych. Masochismus ) #)

+ Zeigelust (Exhibitionismus)              -- Schaulust (Voyeurismus)

 

#) Der körperliche Sadomasochismus ist ein sekundäres Phänomen, ist zwar oft, aber nicht unbedingt mit dem psychischen gekoppelt, und bleibt deshalb hier außer Betracht, da außer Leidensgeilheit auch die Mode eine Rolle spielt.

 

Da sich Gegensätze wie beim Magnetismus anziehen, manifestieren sich die 4 Charaktere in Paarungsvorlieben, welche ich als Schienen in der Form des Kreuzes darstelle. Durch die Sexualkräfte sind die 4 Temperamente also hinreichend und ausschließlich definiert.

 

 

Zurückkommend auf die Wunschvorstellungen bei R. A. Wilson zeigt sich im Paarungsverhalten, dass jeder nur zur Hälfte in seinen Vorlieben bedient wird, was zu reichlichem Konfliktpotential führt. Wenn man die OK-Statements addiert, erhält man die Summe Null. Das wirft einen Schatten auf die Qualität unserer Erkenntnisse.

Was ist nun der evolutionäre Vorteil dieses Nullsummenspiels?

Diese Konzeption vergrößert die Vielfalt der Betrachtungs- und Verhaltensmöglichkeiten.

Alles was verehrt wird, muss auch gehasst werden.                   

Alles was gezeigt wird, muss auch gesehen werden.      

Stärke und Schwäche bezeichnen dabei Aufgeilereien auf der gesellschaftlichen und partnerschaftlichen Bühne. Hinter der Bühne sind sie gleich stark.

 

 

                 Die Vielfalt der sexuellen Fantasien im Temperamentenraum

 

 

Die Bezeichnung der Temperamente nach S. Freud betrifft Individuen an der Borderline-Grenze.

Die Mitte ist leer, d.h. niemand kann mit seinen Sexualfantasien die gesellschaftliche Mitte vertreten. 

 

Die psychosexuelle Befindlichkeit der Individuen

Auch wenn die Grundposition im jeweiligen Temperamentbereich feststeht, so schwankt doch die aktuelle „Laune“ erheblich, vorzugsweise auf der eigenen Schiene bis in den komplementären Bereich, weniger auf die Quer-schiene. Langfristige Exkurse werden mit Erfolglosigkeit bestraft, weil in den fremden Revieren die Einheimischen geübter und damit erfolgreicher sind.

Nachdem sich das Individuum seit seiner frühesten Jugend an seine persönliche Borderlinegrenze vorgearbeitet hat, verschiebt sich seine Position im Temperamentrevier im Laufe des Alters in Richtung Impotenzgrenze, wenn auch in Schwankungen.

 

Die Besetzung der gesellschaftlichen Mitte

Selbige ist der Marktplatz der Sexualfantasien. Um in der Gesellschaft überleben zu können, muss jedes Individuum Werte besetzen, welche dort Akzeptanz, d.h. vermittels gemeinsamer Fetische und Dressuren Partner finden können. Das bedeutet, dass jede(r) solche Werte und Rollen einüben muss, die kaum, aber noch am ehesten mit seinen (ihren) Fantasien in Übereinstimmung zu bringen sind. Allein in gesellschaftlichen Extrem-situationen (z.B. Krieg) besteht die Möglichkeit, seine Sexualfantasien voll auszuleben. Im „Normalfall“ muss jede(r) verschleiern, dass er (sie) im Grunde ein Extremist ist. Die gesellschaftliche Mitte erweist sich somit als der Raum der Täuschungen. Daher die Wortschöpfung „Schwindelgene“.

 

    zur Borderline-Grenze:

 

Hier scheinen mir die oben erwähnten Freudschen Kategorien aussagekräftig. Zu ihm auf die Couch erschienen ja Extremfälle, leider ohne dass die Partner mit einbezogen wurden. Er hätte beliebige Paare im interaktiven (privaten) Umfeld beobachten müssen, ohne sich fragend überzuordnen, dann hätte er die Wechselwirkungen entdecken können.

 

   zur Impotenz-Grenze:

 

Sie grenzt die 4 T. von der leeren Mitte ab. Die Sexualkräfte sind hier schwächer, damit auch die Bindekräfte. Hier ist der Bereich von Autisten, Onanisten, Paarungsunwilligen und Neurasthenikern. Die Menschen in der Nähe dieser Grenze sind weniger belastbar, damit aber auch weniger fanatisierbar.

Die partnerschaftliche Aufgeilerei lässt sich auf der senkrechten Schiene als „auf und ab“, auf der waagerechten als „hin und her“ esoterisch deuten.

 

 

                             Das kollektive Bewusstsein im Temperamentenraum

 

                                          Die vier Grundwerte des kollektiven Bewusstseins

 

 

 

Das Wertekreuz ist eine Analogie des Temperamentenkreuzes, und scheint zunächst eindeutig zu sein. Es hat allerdings keine ontische Qualität und wird ständig neu verhandelt und definiert, ist daher mitnichten mit ihm kompatibel. Dem steht das Gebot entgegen, dass alle Temperamente alle Werte besetzen können müssen. Das ergibt sich durch die Vielschichtigkeit und Variabilität der konkreten Werte, welche Verhandlungssache sind, sodass für jedes Temperament dabei etwas "abfällt". Im Gegensatz zu den sexuellen Grundwerten, die sich eindeutig bestimmen lassen, sind sie vielmehr fluktuierend. Ein Beispiel: Wenn ich in einem PKW fahre, ist das Bewegung oder Ruhe? Genau so schwammig ist die Ordnung-Chaos-Polarität.

Auch die naheliegende Zuordnung von sekundären polaren Werten wie Belohnung - Bestrafung, Freiheit - Sklaverei zu den Extremen der Schienen des Psycho-Kreuzes  ist fragwürdig. #)  Die entsprechenden Positionen werden zwar überwiegend von den Temperamenten besetzt, die dort einen „Heimvorteil“ haben. Da aber die Begriffe ständiger Neuinterpretation bedürfen, müssen alle Temperamente hinzugezogen werden, was bedeutet, dass die vier Grundwerte von allen Temperamenten vertreten werden können. So ist sichergestellt, dass alle vier Temperamente an der Bestimmung aller gesellschaftlichen Werte beteiligt sind.

Auch die Benennung der 4 T. durch Wilson kann der strengeren Prüfung nicht standhalten. Wenn Stärke und Schwäche die gleiche Wertigkeit haben, und das lateinische Wort „hostis“ sowohl Gast (dem man freundlich begegnet) wie auch Feind bedeutet, können diese Begriffe nur in ihrer Scheinhaftigkeit im Rollenspiel, welches man von Kindheit an zugewiesen bekam, und in das man sich dann das ganze Leben über hineinsteigern muss, sinnvoll sein.

Im Ringen um einen Platz in der Gesellschaft, in der ein Maskenball geboten wird, führt das zu Täuschung und, damit diese überzeugend gelingen kann, zu Selbstbetrug.

   

  Fazit: Nicht das Phänomen der vier Temperamente ist strittig, sondern die begrifflichen Zuschreibungen, die das gesellschaftliche Bewusstsein gebiert. Deshalb konnten die traditionellen 4T.- Deutungen nicht widerspruchsfrei bleiben.

 

#) Ist es noch Bestrafung, wenn ein Kunde sich daran aufgeilt und seine Domina dafür bezahlt?

    Des Einen Hölle ist des Anderen Himmelreich.

 

 

Die Fluktuationen des gesellschaftlichen Bewusstseins im Temperamentenraum

 

Da die gesellschaftliche Mitte sexuell nicht besetzt ist und unveränderliche Werte somit nicht existieren können, kommt es immer wieder zu kleineren, aber auch heftigeren Schwankungen des gesellschaftlichen Bewusstseins.

 

                             Ausgeglichenes Verhältnis von Freiheit und Zwang mit geringen Fluktuationen:

 

 

 

       Borderline-Gesellschaften:

 

                                      

                           Kennzeichen

 

Gewaltenteilung                                             Zentralgewalt

Rechtsstaatlichkeit                                         Terrorherrschaft

hohe Komplexität                                           hoher Fanatismus

Wissenschaft                                                 Glauben

belohnungsorientiert                                      bestrafungsorientiert

Wertschätzung der Frauen                            Unterdrückung der Frauen

geringe Wehrkraft                                          suizidale Wehrkraft                                       

Zerstörung durch Verschwendung                 Verschwendung durch Zerstörung

                  Stimmung:     Hoffnung                                                        Angst

                         Kultur:    exhibitionistisch                                              voyeuristisch                     

          

Die Stabilität von Assoziationen

 

Berufsgruppen und Assoziationen sind dann am stabilsten, wenn alle 4 Temperamente optimal (nicht gleich) vertreten sind, wobei das Optimum für alle Zielsetzungen ein anderes ist. So werden in Kunst und Religion Vereh-rungszwänge überwiegen, in bewaffneten Verbänden und Institutionen der öffentlichen Ordnung Hasszwänge, bei Grafikern, Zeichnern und Konstrukteuren der Voyeurismus, bei Schauspielern und Musikern der Exhibitionismus.

Am einfachsten ist das optimale Verhältnis in einer "Viererbande", in der die 4 Temperamente vertreten sein sollten, wenn sie längerfristig stabil sein will, z.B. in Popgruppen wie Beatles, Abba, Marx Brothers, in Streichquartetten, Vorständen von wirtschaftlichen Gesellschaften, Besetzungen von Dauerserien im Film, auch in engen Freundes-kreisen, z. B. zwei Paaren.

 

Die bekannteste Darstellung der 4 T. findet sich bei Albrecht Dürers vier Aposteln, dem „Klassiker“ der Tempera-mentenlehre, in sinnvoller Paarung, (links auf der vertikalen Schiene, rechts auf der horizontalen), in meiner Diktion eine virtuelle Viererbande, die real nicht existiert hat. Eingehendere Beschreibung in der Säftelehre.

 

 

 

Die Temperamente im Tierreich

 

Wohl jedem Hundefreund sind schon die großen charakterlichen Unterschiede in dem Verhalten der Hunde aufgefallen. Das Paarungsverhalten in Bezug auf die Fortpflanzung ist hier allerdings aufgrund der Domestikation degeneriert, und promiskuitiv gelegenheitsorientiert geworden, anders als bei den Wölfen, wo sich nur das Alpha-Paar fortpflanzen darf. Was freundschaftliche Beziehungen betrifft, folgt es dem viertemperamentigem Muster. Ähnliches wird von Primatenforschern über die Assoziationen von Schimpansen und Pavianen berichtet, welche ein ähnliches Verhalten bis hin zu Krieg und Frieden mit uns teilen. Bei in Gruppen jagenden Delphinen und Zahnwalen kann man ähnliches erwarten.

Voraussetzung: Die vorstehend aufgeführten psychischen Grundkräfte und ihre Wechselwirkungen müssen auch das Paarungs- und Vergesellschaftungsverhalten zumindest bei den Säugetieren bestimmen.

 

Beispiel 1)  Paarhufer (zweitemperamentig)

 

 

 

 

 

 

Die feindliche Schiene ist nicht vorhanden. Ein genetischer Schalter ist geblockt. Der zweite ist geschlechtsabhängig geschaltet. Hingegen sind bei bei den Zahnwalen, die von Paarhufern abstammen, wiederum beide Schalter vorhanden.

 

Beispiel 2) Raubtiere z.B. Katzentiere (zweitemperamentig)

 

 

 

 

 

Feliden sind mit einer Ausnahme, den Löwen, Einzelgänger. Kooperation macht da keinen Sinn und wäre bei Lauerjägern störend.

Die freundliche Schiene ist nicht vorhanden.

Hingegen sind bei Löwen als Gruppenjäger beide Schienen wieder komplett.

 

 

Es kann nicht sein, dass die vier grundsätzlichen psychosexuellen Fähigkeiten Hasslust, Verehrungslust, Zeigelust und Schaulust mitsamt ihren Wechselwirkungen nur bei den Menschen auftreten.

Sie müssen auch das freundschaftliche Paarungsverhalten sowie die Formen der Vergesellschaftung einsichtig machen. Unterschiedlich sind die sekundären Eigenschaften, wie sie sich äußern, je nach ihrem körperlichem und geistigem Potential, und abhängig von der Beuteidee.

Der Unterschied zwischen zwei- und viertemperamentigen Säugetieren ist jedem bekannt. Es ist der zwischen Katzen und Hunden.

 

 

Kriterien für 4 T.-Sozialisation

 

a) dauerhafter enger Zusammenhalt in einer Gruppe, die Untergruppen bilden und sich zu größeren  Horden zusammenschließen nach den Erfordernissen der jeweiligen Beute, oder als Schutzgemeinschaft mit sozialem Bewusstsein und Rollenverteilung

b) Ausprägung von Hierarchien mit Rangordnungskämpfen, wozu intime Kenntnis der Mitglieder erforderlich ist

c) innerartliche Selektion bis zum Mord und Krieg

d) Inzesttabu, welches allerdings nicht unbegrenzt gültig ist

e) innerartliche Täuschungs- und Betrugsmanöver, soweit die Möglichkeit dazu besteht

f)  verlängerte Adoleszenz zum Erlernen von Sitten und instrumentalen Fähigkeiten

g) die Fähigkeit, mit Artfremden Bündnisse zu beiderseitigem Vorteil einzugehen

h) hohe Intelligenz, hohes Erinnerungsvermögen durch ein relativ großes Gehirn

i ) gegenseitige Dienstleistungen (reziproker Altruismus)

j) polymorphe Sexualität

Unter den Plazentatieren sehe ich ein gehäuftes Vorkommen von 4 T.-Sozialisation vor allem bei den Primaten sowie bei den Zahnwalen.  

Meine Kandidaten bei den Primaten :

        Lemuren: Kattas, Sifakas

        Neuweltaffen: Kapuziner, Tamarine, Totenköpfchen

        Altweltaffen: Schimpansen, Bonobos, Gorillas, Mandrille, Mangaben, Paviane, Languren, Makaken 

  bei den Carnivora : Wölfe, Dingos, Tüpfelhyänen, Erdmännchen, Zebramangusten, Europäischer Dachs, Afrikan.         Wildhund, Riesenotter           

  bei den Rodentia : Präriehunde, Ziesel, Borstenhörnchen, Haus- und Wanderratte, Hausmaus, Siebenschläfer,             Capybara, Nacktmull, Graumull

  bei den Cetacea : Buckelwal, Schwertwal, Großer Tümmler, Delfine  

      

         

Abweichungen von der strengen Viertelparität beim Menschen (noch unklar)

 

Aufgrund meiner Beobachtungen vermute ich, dass bei den Menschen die feindliche Paarungsschiene in leichter Überzahl ist, des weiteren, dass die Frauen leicht überwiegend sadistisch / voyeuristisch und die Männer entspre-chend masochistisch / exhibitionistisch sind. Diese Abweichungen sind aber so gering, dass ich einen Irrtum nicht ausschließe. Die erstere Beobachtung, sollte sie zutreffen, könnte meine Theorie der zwei genetischen Schalter in Frage stellen, da die paritätische Verteilung des genetischen Lottos verletzt ist, sodass ein nachträglicher Korrekturfaktor postuliert werden müsste, zum Beispiel unterschiedliche Einnistungsraten der Zygoten in die Gebärmutter. Die letztere Beobachtung, die mir auch von Freunden bestätigt wurde, würde diese Parität nicht verletzen, aber den Einfluss von Geschlechtsgenen erfordern, die ja auch die unterschiedliche Geburtenrate bewirken und bei den zweitemperamentigen Tieren für die Koppelung des Temperaments an das Geschlecht sorgt. Für diese These spricht, dass es im Tierreich ein weit verbreitetes Verhalten ist, dass sich das Männchen exhibitionistisch zur Schau stellt und zeigt, was es „drauf hat“, während das Weibchen beobachtend das Angebot prüft, Werbegeschenke entgegennimmt und die Auswahl trifft. Dieses Verhalten versucht das Patriarchat mit zweifelhaftem Erfolg zu unterlaufen.

Letztlich kann ich über die vermuteten Abweichungen nur spekulieren.

 

Excurs:  Die Aufdeckung der sexuellen Vielfalt

 

Die frühesten Aufzeichnungen sogenannter sexueller Perversionen finden sich in Verzeichnissen von Kirchenstrafen für gebeichtete „Sünden“ mit der Zielsetzung ihrer Vereinheitlichung. R. v. Krafft-Ebing erforschte als Professor für Psychiatrie in seiner „Psychopathia sexualis“ Verhaltensweisen unter dem Aspekt der forensischen Pathologie mit der Zielsetzung ihrer Therapie. Er führte die Begriffe Sadismus und Masochismus ein. H.M. Hirschfeld wurde dann der eigentliche Begründer der Sexualwissenschaft auf systematischer Basis, welche dann Alfred Kinsey in Massenscreenings wertungsfrei ohne moralische Klatsche perfektionierte, und damit für Furore sorgte. Ernest Bornemann wurde dann zum bedeutendsten Enzyklopädist mit seinem „Lexikon der Liebe“ und zeigte die gesellschaftlichen Implikationen besonders im Hinblick der Macht auf.

 

Was mich allerdings unbefriedigt ließ, war das Fehlen eines Koordinatensystems, welches der schier unglaublichen Mannigfaltigkeit Struktur geben könnte und die Vielfalt überhaupt erst ermöglicht.

 

    Wie lassen sich die Behauptungen dieses Traktats wissenschaftlich begründen?

 

Das wird schwierig sein. Einschätzungen, mögen sie noch so gut begründet sein, bleiben unwissenschaftliche esoterische Vermutungen, wie übrigens fast auch die gesamte Abhandlung. Diese Abwertung aus wissen-schaftlicher Sicht resultiert aus dem Verfahren der Befragung des zu untersuchenden Gegenstands. Einen „Beweis“ für die Existenz der zwei genetischen Schalter kann nur eine aufwändige Genanalyse erbringen, welche alle Tiere umfasst, bei denen man die 4 T. vermutet. Ein Kriterium für vier Temperamente könnte sein: deutliche komplementäre Verhaltensunterschiede bei gleichem Geschlecht, und sich daraus ergebende freundschaftliche Paarbeziehungen, was eine Angelegenheit von Langzeitbeobachtungen ist, da die „Fortpflanzungserlaubnis“ oft nur den Alphatieren und -paaren vorbehalten bleibt.

Bei den Menschen scheitert bislang das Erkennen des Temperaments an dem Tabu der Intimität (Privatleben). Dieses Tabu hat den Charakter eines Schutzwalls. Mit einem Massenscreening mit unverfänglichen Vorlagen zunächst unter Umgehung der sexuellen Vorlieben, bei dem bevorzugte Partnerschaften ermittelt werden, könnten zumindest meine Thesen erhärtet werden, wenngleich eine wissenschaftliche Bestimmung dann noch in weiter Ferne liegt. Der Schlüssel ist auf jeden Fall die Partnerwahl. 

Hat man dann eine große Anzahl von Menschen des gleichen Temperaments ermittelt, könnte man genetische Übereinstimmungen im sexuellen Bereich feststellen, welche bei den anderen Temperamenten verschieden sein müssten.

 

                   Mutmaßung

 

Nach meiner Konzeption sollten alle Formen der Sozialisierung in beständigen Gruppen bei den Säugetieren ihren Ursprung in der viertemperamentigen Konstellation haben. Das Auftreten der Viertemperamentigkeit, entstanden aus einem Genpool von zweitemperamentigen Tieren, halte ich für ausgeschlossen. Die Überlebenden mussten intelligent und schon vor der großen Katastrophe, welche sich schon früher durch intensive vulkanische Ausbrüche ankündigte, erfinderisch sein und kommunikative Gemeinschaften bilden, um überleben zu können. Das zweitem-peramentige Modell zeichnet sich durch große Einfachheit, aber auch Reduktion von Möglichkeiten aus. Die zwei Temperamente sind geschlechtsabhängig gekoppelt. Das lässt nur eine begrenzte Variabilität an Verhaltensweisen zu, gerade so viel, dass eine Weiterentwicklung durch Selektion möglich wird. Das viertemperamentige Soziali-sationsmodell ist demgegenüber hoch komplex, verursacht hohe Reibungsverluste, begünstigt aber die Vielfalt der Verhaltensweisen und Einsichten. Die Koppelung des Temperaments an das Geschlecht ist aufgehoben. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Partnerschaft, der Vergesellschaftung und Strategien des Beutemachens, bedingt durch ein größeres sexuelles Repertoire. 

Die Landwirbeltiere spalteten sich kurz nach ihrer Entstehung im Erdaltertum auf in Anapsiden (Schildkröten), Synapsiden (Reptilien) und Diapsiden (Vorfahren der Säugetiere), welche sich getrennt weiterentwickelten. In der oberen Kreidezeit soll es schon über zwanzig Ordnungen von kleinwüchsigen Säugetieren gegeben haben. Welche davon den Asteroideneinschlag überlebt haben, ist noch unklar. Von vielen hat man nur Zähne gefunden. Die Weiterentwicklung im Paläozän verlief nur gebremst. Erst im warmen Klima des Eozän verlief die Diversifikation rapide. Es war die Blütezeit der Primaten.

Wann die Ausstattung mit vier Temperamente bei den Säugetieren entstand, liegt noch im Dunklen. Sie ist die Grundausstattung räuberischer Gruppen.

 

Bevor ich in den folgenden Kapiteln auf meine Anforderungen an eine stimmige Temperamententheorie näher eingehen kann, muss ich noch den Versuch einer fundamentalen begrifflichen Klärung machen, welche mit den genetischen Erfordernissen in Einklang zu bringen ist, und die sexuellen Wechselwirkungen sowie die Parität einsichtig macht. Ohne diese Klärung wäre mein Traktat verfehlt. Es gibt da die Gesellschaft übergreifend eine schiefe Sprachregelung betreffend Liebe und Hass, welche die genetischen Verhältnisse vernebelt.